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Kondom heimlich ab Stealthing - was ist denn das?

*Triggerwarnung*

Dieser Artikel enthält sensible Inhalte, die bei Menschen mit Trauma-Erfahrungen unangenehme Erinnerungen oder emotionale Reaktionen auslösen können. Bitte sei Dir bewusst, dass in diesem Artikel Themen wie emotionaler und sexueller Missbrauch behandelt werden, die möglicherweise belastend sein könnten. Wenn Du Dich unwohl fühlst oder das Gefühl hast, dass diese Inhalte für Dich nicht geeignet sind, sei bitte achtsam mit Dir und lies diesen Artikel ggf. nicht (weiter).

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Vor ein paar Jahren ist mir das Wort Stealthing das erste Mal über den Weg gelaufen. Es leitet sich vom englischen Wort „stealth“ ab, was so viel wie „List" oder „Heimlichkeit“ bedeutet. Bei Stealthing geht es darum, dass Männer beim Geschlechtsverkehr heimlich das Kondom entfernen - ohne Einverständnis der Partnerin/des Partners. So wird aus einvernehmlichem, geschütztem Sex uneinvernehmlicher, weil nun ungeschützter Verkehr.
Und das ist - nicht nur in Deutschland - eine Straftat.

„Das gibt's doch nicht“ denke ich als ich den Artikel lese.
Was mir passiert ist hat ja einen Namen! Und ich bin nicht alleine damit. Krass…das muss ich erstmal sacken lassen.
Die mutige Frau, die ihre Geschichte zuerst öffentlich geteilt hat (The Guardian, DIE ZEIT) heißt Sophie. Sophie ist nach einem schönen Date mit einem netten Architekten mit ihm zu sich nach Hause gegangen. Dort hatten sie dann Sex - wie von ihr gewünscht mit Kondom. Bei einem Stellungswechsel entfernt der Mann jedoch heimlich das Kondom, was Sophie erst nach der Ejakulation bemerkt. Sie erstattet noch am selben Abend Anzeige gegen ihn. Eine tatkräftige, mutige Frau!

Trockene Worte Die rechtliche Situation

Wenn der Geschlechtsverkehr nur unter der Voraussetzung erfolgte, dass ein Kondom verwendet wird, also „safer sex“ praktiziert wird, dann ist es eine Straftat, wenn ungefragt plötzlich und mit voller Absicht das Kondom entfernt wird. Denn es gab ja keinerlei Zustimmung zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit dem Risiko einer Schwangerschaft oder der Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten. Es handelt sich um eine Täuschung, um „abredewidrigen" Verkehr wie die Juristen so schön sagen.
Rechtlich gesehen spricht man sogar von einer Vergewaltigung, da die ungeschützte Penetration ja gegen den Willen des Opfers erfolgte. Es handelt sich hier also auch rechtlich gesehen absolut um kein Bagatell-Delikt (sexueller Übergriff nach § 177 Abs. 1 StGB in Form einer Vergewaltigung nach § 177 Abs. 6 StGB). Leider ist die Beweislage vor Gericht oft schwierig, wenn es Aussage gegen Aussage steht.

Trockene Worte zu einem Thema hinter dem sich viel Schmerz verbirgt.

Studie aus den USA Stille Opfer

Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2017 von Alexandra Brodsky von der Universität von Yale besagt, dass Stealthing leider keine Seltenheit ist. Und dass sich viele Frauen gar nicht im Klaren sind, wie sie einen solchen Übergriff nennen sollen und dass es sich dabei um eine Straftat handelt. Es gibt noch kein großes öffentliches Bewusstsein für das Thema. Und so spricht Frau auch nicht viel darüber.
So ging es mir auch. Und das darf sich ändern.
In manchen Medien wird bei Stealthing sogar von einem neuen Trend gesprochen. Aber das Wort gefällt mir in dem Zusammenhang nicht. Es zeigt jedoch, dass es sich leider nicht nur um ein paar bedauerliche Einzelfälle handelt.

Ein Wirrwarr an Gefühlen "Ich hab doch ja zum Sex gesagt"

„Ich hab doch ja zum Sex gesagt und trotzdem fühlt es sich so schlimm an?"
„Sex mit Kondom hat mir doch gefallen? Ist es dann überhaupt so wild?"
„Das kann er doch nicht mit Absicht gemacht haben? Vielleicht hat er einfach nicht viel nachgedacht? Täusche ich mich?“
Ein Wirrwarr an Gefühlen. Wie es für sexuelle Grenzüberschreitungen so typisch ist. Opfer neigen dazu die Schuld bei sich zu suchen. Verständlicherweise liegen so viel Egoismus und Berechnung außerhalb des eigenen Vorstellungsvermögens. Und fühlen sich auch wie ein Dolchstoß an, wenn man diese Realität einsickern lässt. Von Liebe oder Wertschätzung oder auch nur Respekt keine Spur. Das ist schwer auszuhalten.

Die Folgen sind verheerend Ein Angriff auf das Vertrauen

In der amerikanischen Studie gaben die Opfer an, dass sie sich in ihrer Würde und Autonomie tief verletzt fühlten. In ihrem Vertrauen in einen Partner, für den ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden offensichtlich keine Bedeutung hatte.
Aus Nähe und Einvernehmlichkeit wurde ein Übergriff, eine Gewalttat. Und das ist zutiefst verstörend.

Wenn man sich die Dimension der Gefahr, der Frau ausgesetzt wurde klar macht, ist das Ganze schon heftig. Eine ungewollte  Schwangerschaft, eine lebenslange Konsequenz mit allem drum und dran (wer Kinder hat weiß wovon ich spreche). Auch einen möglichen Abbruch trägt Frau lebenslang mit sich herum.
Bis hin zu einer schweren körperlichen Erkrankung wie HIV. Aber auch andere unschöne Keime will Frau ja nicht haben: Chlamydien, die unfruchtbar machen können, HPV welches Gebärmutterhalskrebs auslösen kann um nur einige zu nennen.
Daher ist Stealthing schon alleine wegen dieser Gefahren Körperverletzung.
Und wenn dann auch noch Absicht dazu kommt, Täuschung, dann wird es wirklich ekelhaft.
Sex ist eine so intime, verletzliche Sache, bei der Frau sich ganz öffnet und einen anderen Menschen in sich willkommen heißt. Das ist ein heiliger Akt. Es ist eine Ehre, einem anderen Menschen so nahe kommen zu dürfen.
Sexuelle Grenzüberschreitungen wie Stealthing sind ein Vertrauensmissbrauch. Sie sind ein Angriff auf den Glauben an das Gute im Menschen, unser Sicherheitsgefühl in der Welt.
Sie sind Betrug und Verrat. Und das tut unglaublich weh.

In voller Absicht Verwirrungstaktiken der Täter

Wie man in Foren der Täter lesen kann, scheinen sich Verwirrungstaktiken bewährt zu haben, um möglichst ungestraft davon zu kommen. "Ich dachte, du wüsstest, dass ich das Kondom ausgezogen habe? Wieso hast du das nicht gespürt?“ und Ähnliches scheinen besonders „erfolgsvorsprechend“ zu sein.

Mein „Date“ damals hat es jedenfalls sehr klug angestellt, so dass ich mich am Ende gefragt habe ob ich jetzt wohl spinne oder er.
Das Ganze einfach so abzutun, die Schuld zu versuchen zu mir zu schieben und nicht wenigstens dazu zu stehen, fand ich besonders mies.

Er muss sich mit der Masche sehr sicher gefühlt haben, da er wußte, dass wir uns auch in Zukunft noch öfters begegnen würden.
Ich war daher sicher nicht das erste Opfer. (Er unterrichtet übrigens mittlerweile international Kurse über „conscious sexuality and authentic relating“...#dieSzeneistverdreckt, hier findest Du einen Blogartikel dazu.)

Kurz habe ich an mir gezweifelt, aber ich kenne mich und meine Überzeugungen und Werte. Und ungeschützter Sex steht definitiv nicht auf meiner Liste.

Es war der Betrug, die Missachtung meiner Würde, die Täuschung bei jemandem, dem ich vertraut habe. Soweit vertraut habe, dass ich meine Freizeit mit ihm verbracht habe, ich Sex mit ihm hatte und genossen habe.

Meine Botschaft an Dich Du bist nicht alleine

Mein Anliegen ist, dass Du weißt, dass es so etwas gibt.
Dass es einen Namen hat: Stealthing.
Dass Du nicht alleine damit bist, falls Du so etwas erlebt hast.
Mir ist es wichtig, dass Du Dich ernst nimmst.
Dass Du weisst, dass es eine Straftat ist.
Dass Du Dich nicht verwirren oder Dir einen Bären aufbinden lässt.
Dass Du Deinem Gefühl vertraust.
Dass Du gut prüfst, wem du dein Vertrauen schenken möchtest.
Dass Du weisst, dass Du es wert bist immer und zu jederzeit wertschätzend und respektvoll behandelt zu werden.
Und dass Du heilen kannst, wenn Dir etwas Schlimmes passiert ist.
Sei für Dich da.
Stehe für Dich ein.

Unterstützung für Dich

Gerne bin ich für Dich da und unterstütze ich Dich auf Deinem Heilungsweg. Hier findest Du meine Angebote.

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