Ich bin ein recht ungeduldiger Mensch. Wenn ich ein Problem erkenne, dann will ich es beseitigen, aufräumen, lösen. Diese anpackende Eigenschaft hat mich schon oft weit gebracht. Aber definitiv nicht immer. Manchmal braucht es nämlich das Gegenteil: Zeit, Ruhe und Geduld. Oh ja….und das ist bei mir meistens ein kleiner Kampf, bevor ich mich darauf einlassen kann. Aber ich bin ja zum Glück lernfähig ;-)
Ich bin keine Freundin von nichts tun, wenn man leidet.
Aber in Maßen und zur rechten Zeit. Wenn Du auf dem Weg bist, Dich den Dingen immer wieder stellst, ist das genug. Und Pausen zwischendrin sind sehr wertvoll. Denn alles hat seine Zeit.
Stell Dir eine wunderschöne Blume vor, die gerade wächst und eine Knospe hervorgebracht hat. Sie wächst in ihrem eigenen Tempo, ihrer eigenen Schönheit. Und die Blüten-Knospe öffnet sich genau dann, wenn die Zeit gekommen ist. Die Blüten-Knospe zwingen zu wollen genau jetzt, zu einem von außen definierten Zeitpunkt aufzugehen wäre absurd. Du könntest vor der Knospe stehen und mit dem Fuß stampfen vor Wut. Es würde nichts ändern. Sie ist erst geschlossen, dann auf. In ihrem eigenen Tempo. Es geht um Rhythmen, Poesie und den Tanz des Lebens.
Ohne Ruhe und Erholung wird das Leben zu einer einzigen Abhetzerei. Abgeschnitten von der Stimme Deiner Weisheit, die in ruhigen Momenten besonders gut zu hören ist. Ohne Neuausrichtung und Überprüfung, ob der innere Kompass Deines Herzens noch in die richtige Richtung zeigt. Ohne Auftanken der Energiereserven für die stürmischeren, aktiveren Zeiten. Ohne Verdauen von Erlebtem, so dass wieder Platz für neue Erfahrungen ist. Ohne die Chance durch das Erfahren von Stille die wilden, wuseligen Zeiten wieder schätzen zu können. Das eine ermöglicht es, das andere zu sehen. Alles hat seine Zeit und seine Schönheit. Und seinen Wert.
Es geht nicht darum, die Augen vor den Dingen zu verschließen und passiv auszuharren. Sowohl bei mir als auch bei meinen Klientinnen beobachte ich aber manchmal einen Über-Aktionismus, ein zu viel an sich arbeiten wollen, analysieren wollen, ändern wollen.
Eine Ungeduld. Und auch eine Härte und eine Unflexibilität, gepaart mit dem Wunsch nach Kontrolle über das Leben und wie es verlaufen soll. Damit man sich sicher fühlen kann.
Weich werden, fließen lassen ist hier die Medizin, die im ersten Moment so gar nicht schmecken mag. Denn wie geht das denn? Was muss ich da TUN? Nichts? Wie geht denn NICHTS? Dann kommen oft Ängste auf. Für die darfst Du da sein. Und stell Dir vor: das war´s! Hinnehmen, vertrauen, weich werden, ÜBERRASCHEN lassen.
Dich in Geduld, Offenheit und Hingabe dem Leben gegenüber üben.
Präsent sein, total im Jetzt sein, mal alles loslassen, im Sand sitzen und buddeln, die Sonne spüren, treiben lassen, alles beiseite legen, einfach sein.
In dieser Ruhe und Weichheit, ohne den Krampf des Verstandes, dem Krampf der in Dir tobenden Stimmen, mit all ihren Sorgen und Nöten, da liegt der Frieden, die Lösung wenn Du so willst. Denn wenn wir zu laut sind können wir nichts hören.
Nur sein, ohne Denken. Dann schwappen von Zeit zu Zeit immer wieder unerwartete Geschenke an die Oberfläche. Ganz ohne Dein Zutun, ohne aktives Denken! Nur durch Dein Offen sein, durch die neu gewonnene Stille, den Raum der in Dir entsteht. Es ist endlich Platz zum Fühlen und Durchlaufen lassen ohne Agenda, ohne Druck, ohne Zielerreichungswunsch.
Erkenntnisse, Eingebungen, Visionen, auch schmerzhafte Erinnerungen, Zusammenhänge werden klar.
Diese Perlen an Erkenntnissen können - müssen aber nicht - auf den ersten Blick einen Sinn machen. Sie sind ein Geschenk des Lebens an Dich. Ein Leitfaden jenseits des beschränkten Verstandes. Wenn eine Perle auftaucht, betrachte nur ihre Schönheit. Versuche sie nicht zu verstehen oder einzuordnen. Dann setzt wieder der Verstand ein, und Du bist raus aus dem weichen Fluß, der Innigkeit mit dem Leben selbst.
Es mag sich wie Stagnation anfühlen, wie vergeudete Zeit. Besonders wenn sich solch eine Phase über einen längeren Zeitraum erstreckt. Aber das ist es nicht. Es ist WERTvoll. Es ist sogar DIE Abkürzung. Denn wer weiß wohin und wie Du Dich verrannt hättest, hättest Du nicht dem Leben gelauscht, Deinem Herzen gelauscht, den Lektionen FÜR Dich, in all dem Kuddelmuddel, der Stagnation. Wichtige Erkenntnisse, wichtige Vorbereitung, für die Abkürzung des nächsten Schrittes auf Deinem Weg ins Glück. In Dein bestes Leben.
Auch wenn es sich im ersten Moment vielleicht nicht so anfühlt: Ruhe und Stagnation können ein Geschenk sein.
Leben ist weise und FÜR uns. Wellen der Ruhe und Stagnation können zum Kraft tanken für den nächsten wilden Ritt dienen.
Zum Wertschätzen und Bemerken des nächsten wilden Rittes (würden wir ja nicht wären wir ständig im Aktivitätsplateau oder im Beispiel der Blumen im Sommer der Blütezeit)
Sie können uns dienen Neues zu lernen, Dinge zu erkennen, Erkenntnisse zu vertiefen. Um uns neu auszurichten nach unserer Wahrhaftigkeit, unserer Essenz. Um uns und unsere Verbindung mit ALLEM aufzufrischen.
Und somit können sie eine „Abkürzung“ darstellen. Für ein Leben in Authentizität.
Einmal mehr zeigt das Leben uns, dass wir uns hingeben und vertrauen können. Bedingungslos.
Diese unglaubliche Perfektion macht mich ganz ergriffen. Sie berührt mich immer wieder tief und ich bin voller Faszination und Dankbarkeit darüber.
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