*Triggerwarnung*
Dieser Artikel enthält möglicherweise sensible Inhalte, die bei Menschen mit Trauma-Erfahrungen unangenehme Erinnerungen oder emotionale Reaktionen auslösen könnten. Bitte sei Dir bewusst, dass es in diesem Artikel um emotionalen und körperlichen Machtmissbrauch geht. Wenn Du Dich unwohl fühlst oder das Gefühl hast, dass dieser Inhalt für Dich nicht geeignet ist, sei bitte achtsam mit Dir und lies diesen Artikel ggf. nicht (weiter).
Ich bin Ärztin. Und mein Beruf ist wirklich meine Berufung. Ich liebe ihn.
Aber liebe ich das Medizin-System? Nein, oftmals nicht.
Denn das System krankt an allen Ecken und Enden.
Es tut Gewalt an. Den Patienten und den dort Arbeitenden.
Und das macht mich sehr traurig.
Denn Gewalt ist nie eine gute Lösung.
Aber wie sieht diese Gewalt aus, von der ich hier sprechen möchte?
Vielleicht hast Du sie schon selbst erlebt und spürst direkt bei diesem Thema, wie sich etwas in Dir zusammenzieht und weißt wovon ich spreche.
Es gibt sie in den verschiedensten Nuancen, mal sehr offensichtlich, mal versteckter…
Und auf ein paar Erscheinungsformen möchte ich hier eingehen.
Gewalt definiert Oxford Languages als „rücksichtslos angewandte Macht, unrechtmäßiges Vorgehen“. Und das entdecke ich in unserem medizinischen System - sowohl den Patienten als auch den Ärzten und anderem medizinischem Fachpersonal gegenüber - an vielen Stellen.
Dem Personal gegenüber durch Überforderung und Überlastung. Durch chronische Unterbesetzung und absurd lange Dienste, durch starre, lieblose Vorgaben, viel Bürokratie und Orientierung am Gewinn statt an der Menschlichkeit, durch alte verknöcherte, patriarchale Strukturen.
Den Patienten gegenüber durch ein autoritäres System, dem man sich anzupassen hat oder sonst gehen kann. Widerworte sind nicht erwünscht.
Was fehlt ist oft die Begegnung auf Augenhöhe und so wird eine Machtposition schnell ausgenutzt und missbraucht.
Patienten sind in ihren Sorgen und Nöten dem Wohlwollen der Ärzte oft ziemlich ausgeliefert. Sie meinen, nicht so viel zu wissen wie der Arzt. Sie haben Schmerzen und Angst und erhoffen sich Hilfe in ihrer Situation.
Eine äußerst ungünstige Konstellation….das Desaster ist quasi vorprogrammiert.
Das Personal ist gestresst und dadurch oft abgestumpft. Es werden unnötige medizinische Maßnahmen durchgeführt. Zur rechtlichen Absicherung, zur besseren Planbarkeit, weil es einfacher ist, bequemer ist und weil sich auch so manches besser abrechnen lässt. Aber Gewinnmaximierung & Co sind lieblose Begleiter in einem System, in dem es um die Menschlichkeit gehen sollte.
Das Individuum steht leider nicht immer im Mittelpunkt. Es gibt wenig Platz für seine Wünsche, Sorgen und Nöte. Und ganz sicher wird es nicht ermutigt, sich selbst zu vertrauen. In die eigene Kompetenz, das eigene Wissen, was es gerade braucht, um wieder gesund zu werden.
Wenn die Liebe fehlt, dann fügt es allen Schmerzen zu. ALLEN Beteiligten, Ärzten wie Patienten. Und das ist leider oft der Fall.
Doch für den Patienten, in seiner auf Hilfe angewiesenen Lage, oft ohne Wahlmöglichkeit (mit gebrochenem Bein etc läuft es sich schlecht…), können respektlose, gewaltvolle Situationen wirklich zerstörerisch und traumatisierend sein. Und das darf dringend aufhören.
Zum Glück gibt es immer wieder auch sehr positive Ausnahmen. Aber das System fördert diese nicht unbedingt.
Ärzte überfordern sich und werden dadurch manchmal (notgedrungen) hart und lieblos. Ihnen wird schon im Medizinstudium vermittelt, dass alles, was es zu wissen gibt in einem Buch steht. Dass alles, was zählt Wissen anhäufen ist und nicht die Menschlichkeit. Die Machtposition einem scheinbar unwissenden Patienten gegenüber auszunutzen, ist sehr verlockend. Wer fühlt sich nicht gerne mächtig und wissend. Erst recht, wenn es das bestehende System quasi legitimiert. Halbgötter in Weiß, der Spruch kommt nicht von ungefähr.
Krank und auf Hilfe angewiesen zu sein ist kein schöner Zustand. In dieser verletzlichen Situation braucht es ein großes Einfühlungsvermögen und ganz viel Liebe und Zeit und Geduld einen gemeinsamen Weg zu finden und nicht „ich sage dir, wie es zu laufen hat, weil du es nicht weißt“ (wirkliche Notfallsituationen mögen da eine Ausnahme sein). Sicherlich hat ein Patient, der nicht Medizin studiert hat nicht so viel Faktenwissen zur Hand. Aber was er hat, das ist sein Gespür für sich und für seinen Körper und für das, was er braucht. Und das ist die Grundlage von allem.
Entscheidend sind auch eine gute Aufklärung und Wahlmöglichkeiten anzubieten. Verstehen was passiert, besonders wenn es schmerzhaft ist und sein ok dafür geben, verändert viel. Oft würden schon ein paar liebevolle Worte, ein paar Erklärungen und das Einholen einer Einwilligung vor körperlicher Berührung oder Medikamentengabe einen riesigen Unterschied machen, um Ohnmacht und das Gefühl ausgeliefert zu sein zu reduzieren.
Leider wird in der Medizin Gewalt immer wieder normalisiert und legitimiert. „Es ist ja zum Wohle des Patienten! Anders wäre es nicht gegangen! Die Leitlinie gibt es vor! Ich muss mich doch rechtlich absichern! Sonst ist es nicht rentabel!“
Was ich alles schon gesehen und erlebt habe, kann ich gar nicht laut sagen.
Hier ein paar Beispiele, die ich persönlich erlebt habe (bei Weitem nicht vollständig):
Die Liste ließe sich fortsetzen. Zahlreiche Beispiele für Manipulation durch Drohungen und Halbwahrheiten, Gaslighting, körperliche und verbale Gewalt in ihren verschiedensten Ausprägungen. Erschreckend, was normalisiert wird. (An so vielen Ecken unserer Gesellschaft.)
Doch nicht nur die Patienten leiden unter dieser Gewalt, diesem Machtmissbrauch. Mit welchem Paket geht man so abends nach Hause (zumindest als fühlender Mensch ;-) )? Wenn man keinem gerecht geworden ist, weder den Patienten noch sich selbst.
Nach so manchem 24 Stunden Dienst im Krankenhaus habe ich mich gefragt, was das eigentlich für ein Spuk war. 1 bis 2 Stunden Schlaf wenn es hochkommt in 24 Stunden, keine Zeit zum Essen oder aufs Klo zu gehen.
Und so bin auch ich schuldig geworden. Habe in meiner Not Patienten schnell abgefertigt, sie im Wort unterbrochen, habe Angehörigen-Gespräche abgewiesen, um irgendwie durchzukommen. Auch ich habe oft nach Vorgabe und Leitlinie gehandelt und nicht nach Menschlichkeit. Es gab immer gute Begründungen, aber es war nicht rechtens. Menschlich gesehen war es nicht rechtens. Auf dem Papier habe ich wunderbar korrekt gehandelt, so wie es mein Chef und das Krankenhaus sich gewünscht haben.
Ich weiß noch genau wie ich eines Tages während der Visite mich von oben gesehen habe und mir dachte „nein, so ein Mensch will ich nicht sein. Ich erkenne mich nicht wieder. Da läuft was richtig schief.“ Mein Herz nicht richtig mit hinein nehmen zu können, Patienten abzufertigen, keine Zeit zu haben ihnen zuzuhören, nicht die für sie beste Option auszuwählen, sondern was die Vorgabe und Richtlinien sind, die Wünsche der Abrechnungs-Abteilung im Hinterkopf haben etc. Das hat mich krank gemacht, das war Gewalt gegen mich selbst und gegen den Patienten. Und so ging ich noch am selben Tag ins Büro des Chefarztes und sagte, dass ich kündigen möchte. Einen Plan B hatte ich noch nicht, aber ich wusste meine Zeit war hier zu Ende.
Je mehr ich im Laufe der Jahre dazu gelernt habe, kommt zu alldem Übel noch hinzu, dass die wirklichen Ursachen nur äußerst selten angegangen werden. Eine Tablette kann ein Symptom zwar übertünchen, aber es ist oft keine Lösung. Sobald die Tablette weg ist, ist das Symptom wieder da. In diesem Fall gilt es tiefer zu forschen, alle unsere Dimensionen mit einzubeziehen. Für wahre Gesundheit, für wahres Wohlbefinden. Doch das wird leider oft vernachlässigt. Wie auch, es wird ja gar nicht gelehrt. Das medizinische non plus ultra steht im Buch und in den neuesten Studien. Intuition und komplementäre bzw. alternative Heilansätze und Erfahrungsmedizin sind nicht erwünscht.
Auch die künstliche Abtrennung unserer spirituellen Dimension ist für mich Gewalt.
Wir üben Gewalt aus durch die Abkopplung des Körpers von Herz und Seele.
Gewalt gegen uns selbst. Sie verursacht sehr große Schmerzen.
Ein Großteil von uns lebt abgekoppelt von unserer Natur, der uns innwohnenden Weisheit, unserer Intuition, unserer Göttlichkeit.
Ein trauriges Spektakel, wo es doch eigentlich alles bräuchte: wunderbare, kompetente Akutmedizin und gleichzeitig tiefes Forschen und alternative Therapieansätze. Um wirklich möglichst vielen Menschen gerecht werden zu können.
Trau Dich gut für Dich zu sorgen. Auch und gerade beim Arzt.
Trau Dich Widerworte zu geben.
Trau Dich kritisch zu prüfen.
Und wenn Du keine Liebe spürst, dann nimm die Füße in die Hände und renn so schnell Du kannst.
Und begib Dich auf die Suche.
Du wirst fündig werden.
Es gibt da draußen ganz viele tolle Ärzte (und andere Heiler).
Mit viel Liebe, Wissen und Intuition.
Auf die Liebe.
Auf das Leben.
Alles, was Du hast.
💛
Ich bin PRO Medizin, aber GEGEN Gewalt in der Medizin. Gewalt in all ihren Erscheinungsformen.
Vor allem die Gewalt durch Überheblichkeit a la „Ich weiß was du brauchst und du nicht. Ich entscheide für dich. Erklären muß ich Dir gar nichts. Du gehorchst oder kannst gehen“
Ich bin PRO klassische Medizin, da wo sie gebraucht wird, aber GEGEN unzureichende Ursachenforschung und oberflächliche Behandlung.
Ich bin PRO klassische Medizin aber GEGEN Ausschluss alternativer Heilverfahren.
Ich bin PRO klassische Medizin, aber GEGEN ein Weglassen von Psyche und vor allem auch unserer spirituellen Dimension. Denn da liegt ein riesiges Potential.
Ich bin FÜR eine WIRKUNGsvolle GANZheiltiche Medizin.
Ich stehe für „sowohl als auch“ und nicht „entweder oder“.
Ps: ich schildere meine persönlichen Erfahrungen und meine subjektive Wahrnehmung der Situation. Eine Grundtendenz, die das System wie ein schlechter Geruch durchzieht. Selbstverständlich und zum Glück gibt es auch ganz fabelhafte Ausnahmen davon.
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